The Odds of Being on the Road

Das Tourleben hat seine Vor- und Nachteile, wie so ungefähr alles im Leben. Zum Beispiel sehe ich viele verschiedene Orte, dadurch unterschiedliche Lebensweisen, viele Menschen, oh, und meine Geographie in Deutschland hat sich stark verbessert! Ich entwickle die Fähigkeiten, mich schnell überall zurechtzufinden, einzugewöhnen, auch zu Hause zu fühlen, damit ein Abschalten möglich ist. Mit wenig auszukommen, mich an kleinen Dingen zu erfreuen, und dankbar zu sein, für die Zeit, die ich zu Hause verbringe. 

 

Mein letzter Tourblock endete im Süden Deutschlands, und nach der Vorstellung gab es keine Verbindungen mehr nach Hamburg. Also fuhr ich für die Nacht zu einer Freundin, die in der Nähe wohnte - noch ein Pro, sie sehen zu können, ein paar Stunden mit ihr zu verbringen, wie wertvoll!

 

Am nächsten Morgen trat ich meine Rückreise in den Norden an. Die Bahn in Karlsruhe hatte zehn Minuten Verspätung. Das war ja nicht so viel. Und damit reichte die Zeit noch für einen Kaffee, voll gut! In der Bahn selbst wurde es dann weniger entspannt. Die Sitzplätze waren ziemlich alle reserviert, oder bereits belegt. Ich hatte keinen reserviert, das hatte ich mittlerweile aufgegeben, nachdem in ungefähr 80% meiner Fällen die Reservierung flöte gegangen war - andere Bahn, Wagenausfall, irgendein technischer Defekt... vorerst also nur mal einen Sitzplatz bis zur nächsten Station, also einen Sitzplatz bis nach Mannheim, check. In Mannheim weitere zehn Minuten Verspätung, weil die Bahn aufgrund von Gleisbelegung nicht einfahren durfte. Und der Reservierer meines Platzes tauchte auf, aber ich erwischte einen grad freigewordenen Sitzplatz, zwar reserviert ab der nächsten Station, aber doch ein Sitzplatz bis Frankfurt, check. In Frankfurt standen wir eine halbe Stunde, wegen 'technischer Störung'. Erneut tauchte die reserviert-habende Person meines neuen Platzes auf, ich stellte mich zwischenzeitlich in den Gang.  Technische Störung behoben, und weiter, check. Leerer Platz mit Reservierung ab Frankfurt, und der Zug fuhr schon, also setzte ich mich hin, und würde bis Hamburg sitzen bleiben können, check. Kurz vor der nächsten Station die Ansage, dass da ein ICE in gleicher Richtung liegen geblieben war, und unserer die Liegengebliebenen aufnehmen würde. Wir waren schließlich sozial, ja? Side note: ‘Hier eine interne Durchsage, alle sich im Zug befindenden Mitarbeiter der Deutschen Bahn, die sich nicht im Dienst befinden, werden gebeten, den Zug zu verlassen, um Platz für die Liegengebliebenen zu machen. Die nächste Bahn in diese Richtung folgt in einer halben Stunde. ‘ Vielleicht. Man weiß nie so genau. Und für die zugestiegenen Passagiere: ‘Leider ist dieser Zug sehr stark belegt, und wir können nicht allen Passagieren einen Platz anbieten.’ Was ihr nicht sagt... Weiter geht’s, check. Ankunft in Kassel, nun wurden alle Passagiere ohne Zugbindung gebeten, den Zug zu verlassen. Da die Bahn mittlerweile eine Verspätung von knapp einer Stunde hatte, hatte doch aber sowieso keiner mehr eine Zugbindung, oder? Nächste Durchsage, einige Passagiere ohne Sitzplatz, die sich in den Vorräumen und Gängen aufhielten, müssten den Zug verlassen, sonst führen wir nicht weiter. Die nächste Bahn in diese Richtung folge nun aber schon in einer Viertelstunde. Außer, sie verspätete sich, konnte schon mal passieren. Ein paar gehorsame Menschen stiegen wohl aus, wir fuhren wieder, check! Ankunft bei der nächsten Station, Hannover, mit einer guten Stunde Verspätung. Es stiegen Menschen aus, ja, aber so viele stiegen ein. Wann hatte ich zuletzt so viele Menschen auf einem Haufen gesehen? Ach, ja, in der letzten Vorstellung meines Tourblocks, von der ich ja sozusagen wegfuhr. Aber ansonsten? Durchsage: ‘Nächste Reisemöglichkeit in diese Richtung in acht Minuten.’ Und wenn wir noch ein bisschen stehen blieben, dann könnte uns die nächste Bahn sogar noch überholen! Es ging weiter, check. ‘Sehr geehrte Reisende, unser Zug wird heute nur bis Hamburg-Hauptbahnhof fahren, die Haltestellen Dammtor und Altona entfallen. Wir bitten um Ihr Verständnis.’ Jaja, habt ihr, irgendwie. Letztendlich Ankunft am Hamburger Hauptbahnhof: ‘Wir wünschen Ihnen einen schönen Abend.’ Abend? Ich war um neun Uhr morgens in den Zug gestiegen, mit eigentlich fünf Stunden Fahrt vor mir. Wie viel betrug die Verspätung denn jetzt, wenn mir bereits ein schöner Abend gewünscht wurde? Aber das wünschte ich auch, und, übrigens, thank you for travelling with Deutsche Bahn!

 

PS: Ich fahre momentan sehr häufig Zug, mit meinem ganzen Unterwegssein. Möglicherweise gibt es Optimierungspotential, aber vielen Dank, Deutsche Bahn, dass ihr eure Arbeit macht, bestimmt so gut, ihr könnt, und mich letztendlich immer wieder an mein Ziel bringt!

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Ich wollte endlich lernen, so zu gucken, als hätte ich ein Geheimnis, und nicht, als wäre mir die Welt eines. So, als wäre ich voller Rätsel, und nicht, als wäre mir die Welt ein riesengroßes. - Joachim Meyerhoff